Historisches Schmuckstück mit natürlichen Bau- und Dämmstoffen restauriert

Einblick in die Schmiede

Geht es euch auch so? Steht man vor einem historischen Monument geht die Fantasie mit einem durch. Wie sah das Leben in diesen alten Gemäuern in seiner florierenden Zeit aus, welche Geschichten ereigneten sich und wie könnte es wieder sein. Denkmäler sind ein Tor zu einer anderen Zeit, die wir uns heute kaum noch ausmalen können. Sie verzaubern und romantisieren. Ihr Erhalt bereichert auch die Gegenwart. Um den passionierten Instandhaltern und ihren umfangreichen Einsätzen an der Geschichte eine Plattform zu bieten schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) jährlich den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege aus. Prämierungen sind mit insgesamt 15.000€ dotiert.

2020 erhielt in Sachsen die Dorfschmiede Badrina aus der Gemeinde Schönwölkau den zweiten Platz. Das Schmiedegebäude steht unter Denkmalschutz. Es ist eines der wenigen weitestgehend original erhaltenen Dorfschmieden in Sachsen, im Kern aus dem 15. Jahrhundert. Die älteste vorhandene urkundliche Erwähnung wird auf 1634 datiert. In Betrieb war sie sogar bis 1951. Heute nimmt sich ihrer der Förderverein Schmiede Badrina e.V. an.

Die Restauration der Schmiede ist nun abgeschlossen. Für den professionellen Einsatz benötigte es einiges an Erfahrung und Handwerkskunst. Siegfried Pfennig, Maurermeister und Restaurator im Maurerhandwerk , brachte genug Wissen aus der Praxis für dieses Vorhaben mit. Er und seine Kollegen von Pfennig Bau waren im wochenlangen Einsatz auf der Baustelle aktiv. Wir nutzen nun die Gelegenheit, um mit ihm über die Beteiligung vor Ort, die Wichtigkeit zur Bewahrung historischer Denkmäler und den Einsatz natürlicher Baustoffe zu sprechen.

Hr. Pfennig, erzählen Sie uns von den Eindrücken, als Sie das erste mal auf die Baustelle kamen.

Ich fand ein sehr interessantes  Gebäude vor, welches  teilweise im Urzustand  noch erhalten war. Allerdings  waren viele Bereiche notgesichert.  Ich glaube, die meisten Leute – auch Handwerker – würden denken, dass man so ein Gebäude nicht mehr erhalten kann. Das Dach war eingebrochen, der Schornstein schon abgetragen. In einigen Bereichen waren starke Nässeschäden und dadurch das Holz extrem geschädigt.

Welche Herausforderungen brachte das Gebäude mit sich?

Die Vorgehensweise wurde mit der Unteren Denkmalbehörde,  der Landesdenkmalbehörde  und den aktiven Vereinsmitgliedern  vor  Ort  in allen Details abgestimmt.  Die statische Sicherung musste natürlich gewährleistet sein. Während der fortschreitenden Bauphase wurde zum Beispiel immer wieder neu geklärt, welche Bereiche verbleiben können und welche unbedingt ausgetauscht werden müssen. Die Herausforderung war, soviel wie möglich alte Substanz zu erhalten.  Sofern Teile neu ergänzt wurden, mussten die passenden Baumaterialien gefunden werden.

Seit Ihrer Lehre betätigen Sie sich für Denkmäler. Als Mitglied der Kirchenbrigade Ephorie Oschatz bewahrten Sie mit Gleichgesinnten damals Kirchen sowie Kirchengebäude und retteten diese mit knappen Mitteln vor dem Verfall. Was reizt Sie an Denkmälern?

Mich beeindruckt immer wieder, was in den vergangenen Jahrhunderten durch die  Handwerkskunst entstanden ist.  Wenn ich eine Stadt das erste Mal besuche, schaue ich mir gern die alten Kirchen und andere historische Gebäude an. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welchen Mitteln und Technik in der Vergangenheit gebaut wurde und wielange diese Gebäude Bestand haben.  Historische Bausubstanz zu erhalten und bewahren ist für mich eine Wertschätzung der Leistungen der früheren Generationen und ein Aspekt der Nachhaltigkeit.

Wir freuen uns, einen Teil zum Denkmalschutz beigetragen zu haben. Immerhin haben Sie viele der Baumaterialien aus unserem Shop bezogen.

Lehmmörtel mit mineralischen Anteilen (Claytec) zum Ergänzen und Verputzen von Fehlstellen im Innenbereich

Lehmmörtel mit Strohanteilen (Claytec) zum Wickeln von Lehmstaken

Historischer Kalkmörtel in abgestuften Körnungen (Quick-Mix, Tubak) für Innen- und Außenputz

mehrjährig eingesumpfter Kalk (Altmannsheiner von Körndl) für Außenanstrich. Wurde teilweise freskal mit Bürste gestrichen

Ziegeldrahtgewebe (Rajasil) als Putzträger im Außenbereich

Um denkmalgerecht zu sanieren, ist es wichtig, auch die Baustoffe zu verwenden, die früher eine Rolle gespielt haben. Als Beispiele möchte ich Kalk und Lehm nennen. Kalkmörtel wurde verwendet, weil dieser diffussionsoffen ist und auf Grund seiner homogenen Eigenschaften sich dem Untergrund besser anpasst. Das gleiche trifft auch auf eingesumpften Kalk als Anstrich zu. Lehm ist bekanntlich einer der ältesten Baustoffe der Welt. Beide Baustoffe sind energetisch nachhaltig, da sie der Natur entnommen werden und wenig Energie bei der Herstellung verbraucht wird.

Vielen Dank für den umfangreichen Einblick.

Pelangi und Französischer Ocker

Mit unseren Pelangi-Pigmenten folgen wir der Französischen Ocker-Tradition und beziehen viele Erdpigmente direkt aus dem Abbaugebiet in Frankreich. Aber wir müssen heute den Fokus ein bisschen weg von Roussillon richten, da dort schon lange Zeit kein Ocker mehr abgebaut wird.

Wer hat nicht schon vom berühmten Französischen Ocker gehört, von der weltweit bekannten gelb-roten Erde aus Südfrankreich? Sinnbild dafür ist Roussillon, eine kleine Gemeinde im Naturpark Luberon der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, die durch jahrhundertelangen Ockerabbau weltberühmt wurde. Der Ockerabbau reicht hier nachweislich bis in die Römerzeit, vielleicht aber auch noch weiter zurück. Bis Anfang 1930-er Jahre war Roussillon Zentrum des Ockerabbaus. Man zählte damals in den Ocker-Abbaugebieten Provence und Burgund noch 18 verschiedene Ocker-Gesellschaften mit nahezu 1000 Arbeitern und einer Jahresproduktion von ca. 40‘000 Tonnen Ocker.

Die weltweite Krise der 1930-er Jahre und der zweite Weltkrieg brachten den Großteil der Ockerproduktion in Frankreich zum Erliegen. In Roussillon sollte nie wieder Ocker abgebaut werden – es besteht heute nur noch eine Farbenfabrik als Museum.

Übrig geblieben ist 12 Km südwestlich von Roussillon, in Apt, eine Ocker-Fabrik, die sich mehr schlecht als recht bis in die 1970-er Jahre gerettet hat: Die “Société des Ocres de France“. Sie betreibt in Gargas (4 Km nordwestlich von Apt) die letzte aktive Ockergrube Frankreich‘s und ist heute das letzte eigenständige Unternehmen in Frankreich, das den sandigen Ocker abbaut und zu reinem gelbem oder rotem Ocker verarbeitet, wobei der gewaschene Ocker noch an der Sonne trocknet.

Die “Société des Ocres de France“ stand noch 1973 quasi vor dem Aus und leeren Bestellbüchern, sie produzierte praktisch nichts mehr und ihr Ruin drohte. Erst die Übernahme 1974 des Unternehmens durch den einheimischen Betreiber einer Maurerfirma Gilbert Guigou rettete das Unternehmen in die Zukunft. Mit dem Eintritt seiner beiden Söhne in das Unternehmen 1985 blühte das Unternehmen neu auf, Innovationen in farbige Putze verschafften neue Absatzmärkte. Auch die EnkelInnen von  Gilbert Guigou arbeiten heute mit Herzblut im  Familienunternehmen und machten es zu dem, was es heute ist: ein innovatives, regionales, ökologisch ausgerichtetes  Unternehmen mit Französischem Know-How, von Generation zu Generation weiterentwickelt, eine internationale Sehenswürdigkeit und ein industrielles Erbe.

Die “Société des Ocres de France“ liefert heute die hochwertigsten Ocker und andere Erdpigmente in alle Welt, das familiengeführte Unternehmen stellt mit seinen Erden mittlerweile auch natürliche Farben, Putze, Kalkprodukte, Künstlerfarben mit den notwendigen Rohstoffen dazu sowie Dekorationsartikel in südfranzösischem Flair.

Wer ein bisschen Französisch versteht, kann sich unter dem Link https://www.facebook.com/ocresdefrance/videos/608765562527432/ einen Kurzfilm über die Ockergewinnung in Apt anschauen. Wer kein Französisch versteht, schaut sich vielleicht einfach die schönen Bilder an.

Pigmente

“Ein Pigment ist ein anorganisches oder organisches buntes oder unbuntes Farbmittel, das in seinem Anwendungsmedium unlöslich ist“. So ungefähr lautet die Definition von Farbpigmenten  in verschiedenen Lexika. Farbmittel ist ein Sammel-, ein Oberbegriff für alle farbgebenden Substanzen.

Pigmente bestehen aus Feststoffen, Teilchen – in Farben, Ölen, Lacken, Bindemitteln, Putzen, Kunststoffen usw. lösen sie sich also nicht auf, sie verteilen sich bloß im entsprechenden Medium, werden von ihm ummantelt.  Pigmente werden überwiegend zum Malen und Anstreichen verwendet, während Farbstoffe löslich sind und zum Färben bestimmt sind (von Textilien z.B).

Mit Pigmenten meinen wir im Folgenden Farbpulver, wie sie direkt gewonnen oder hergestellt werden. Sie werden in Gruppen oder Kategorien  klassifiziert, wobei es hier verschiedene Möglichkeiten gibt. Wenn man von der Herstellung oder Gewinnung aus geht (also eher vom chemischen Aspekt),  kann man zwei Hauptgruppen unterscheiden: Die anorganischen (frei von Kohlenstoff) und die organischen (kohlenstoffhaltigen) Pigmente. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass alle anorganischen Pigmente untoxisch sind: Blei-, Kupfer-  oder Arsenpigmente können stark toxisch sein, gehören aber auch zu den anorganischen Pigmenten. Natürlich werden solche Pigmente nur in speziellen Fällen und von Fachleuten eingesetzt, sie sind im Handel nicht für jedermann verfügbar.

Die zwei Hauptgruppen kann man wiederum in je zwei Untergruppen aufteilen:

Die anorganischen Pigmente in             

– natürliche anorganische Pigmente: Sie werden gegraben, geschlämmt, getrocknet und gemahlen. Hierzu gehören z.B. die natürlichen Erdfarben (Ocker, Umbren, Kreide etc.).

Und in                                 

– synthetische anorganische Pigmente: sie werden aus anorganischen Grundstoffen durch anschließende chemische und/oder physikalische Umwandlung gewonnen (Aufschließen, Fällen, Glühen). Hierzu gehören z.B. Weißpigmente, versch. Eisenoxidpigmente, Ultramarin- und Spinellpigmente oder Chromoxidgrün.

Die organischen Pigmente in

– natürliche organische Pigmente: hierzu gehören Pflanzenpigmente oder Kasseler Braun

Und in

– synthetische organische Pigmente: hier existiert eine große Vielfalt, künstliche Pigmente, Azo- und Alkaliblau-Pigmente gehören z.B. zu dieser Gruppe. Auch die Farbtöne sind fast unbegrenzt herstellbar, leuchtende bis z.T. schrille Farbtöne, die die Natur nicht hergibt.

Eine andere Klassifizierung teilt die Pigmente nach ihrer optischen (koloristischen) Wirkung ein: in Buntpigmente • Weißpigmente • Schwarzpigmente • Glanzpigmente (Metalleffektpigmente, Perlglanzpigmente) • Aufdampfschichten • Lumineszenzpigmente (Fluoreszenz- und Phosphoreszenz-Pigmente).

Oder wieder eine andere Klassifizierung teilt die Pigmente nach ihrem Anwendungsbereich ein.

Pelangi-Pigmente sind (bis auf wenige) anorganisch. Alle Pigmente sind völlig ungiftig, gesundheitlich unbedenklich und für die Anwendung im ganzen heimischen und gewerblichen Malerbereich verwendbar. Alle anorganischen und organischen Pelangi-Pigmente sind nicht bioverfügbar, d.h sie sind nicht löslich in Wasser, in der Magensäure oder anderen Körperflüssigkeiten. Auch bei der späteren Entsorgung im Kompost lösen sie sich nicht auf. Metalle, Schwermetalle sind chemisch gebunden und ebenso nicht bioverfügbar, es geht keine Gefahr von diesen Metallen in Eisenoxid-, Chromgrün-, Zinkweiß- oder Spinell (Kobalt-)-Pigmenten aus. Pelangi hat keine bleihaltigen Pigmente (wie z.B. Bleiweiß oder Chromgelb) im Programm. Auch Kadmium-Pigmente fehlen im Sortiment, obwohl diese heute gesundheitlich auch unbedenklich sind.

Warum synthetische Pigmente?

Das Pelangi-Sortiment ist auf natürlich erscheinende, erdige Farbtöne abgestimmt. Das bedeutet aber nicht, dass alle Pigmente aus der Erde gegraben werden. Zum einen sind traditionsreiche, uralte Pigmente nicht mehr unbegrenzt verfügbar. So sind z.B. berühmte Grabungsstätten wie Roussillon, die Umgebung von Siena oder Verona, Pozzuoli, Pompej und einige auf Zypern längst geschlossen. Die Pigmente werden anderswo gegraben, gemischt oder synthetisch nachgebaut. Übrig geblieben sind aber noch die alten Namen. Ultramarinblau z.B. wird seit 1828 synthetisch hergestellt, da sein Original – der Halbedelstein Lapislazuli – unbezahlbar und das Pigment sehr kompliziert in der Gewinnung war. Oder rote Ocker sind meistens gebrannte gelbe Ocker oder aus Glühen von in der Natur vorkommenden Eisenerzen gewonnene Pigmente. Sind sie natürlich oder synthetisch? Die Grenze ist bei den anorganischen Pigmenten hier nicht immer eindeutig.

Zum anderen garantieren synthetische Pigmente eine immer gleichbleibende, reproduzierbare Qualität. Dies wurde durch die konstant steigenden Anforderungen der Industrie immer wichtiger. Und die immer verfeinerteren und moderneren Herstellungsmethoden produzieren Pigmente, die selbst höchsten künstlerischen und restauratorischen Anforderungen genügen, ja sogar die Qualität von natürlichen Pigmenten manchmal übertreffen. Natürliche Pigmente können in ihrer Qualität  schwanken und auch mal unberechenbar sein, je nachdem in welchen Schichten sie in einer Grube gegraben werden und wie sie mit entsprechendem Wissen und Können weiter verarbeitet werden. Und nicht zuletzt können synthetische Pigmente die Farbtonvielfalt sinnvoll ergänzen, ohne deren Natürlichkeit zu verlassen.