Ölen – was ist das und was hat das mit LEINOS zu tun?

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Wer keinen konventionellen Lack (bedeutet kunstharzgebundenen Lack, Polyurethanlack etc.) für seine Holzfußböden, Möbel, Paneelen, Treppen, Geländer, sichtbaren Fachwerkbalken, Spielgeräte etc. verwenden möchte, weiß bestimmt schon, dass man Holz auch ölen kann. Der Begriff “ölen“ hat sich eingebürgert – viele holzverarbeitende Betriebe verlangen in Zeiten der Nachhaltigkeit und des gesunden Wohnens nach einem Öl für ihre Holzprodukte. Und weil sie wissen, dass kunstharzgebundene Lacke nicht renovierbar sind, irgendwann wieder abgeschliffen werden müssen, die Holzporen dicht verschließen und nicht wirklich nachhaltig und gesund sind. Und Kunden zu Hause, die sich für gesunde Holzoberflächen interessieren, haben schon gegoogelt und sich dadurch eine Orientierung verschafft.

Doch was meint man denn mit “ölen“? Das ist durchaus nicht so trivial – manche verstehen damit, einfach mal Leinöl zu nehmen und das Holz damit behandeln, weil man mit Holzölen richtigerweise Leinöl assoziiert und unsere Vorfahren auch Leinöl verwendet haben zum Schutz ihrer Hölzer. Für nicht mechanisch beanspruchte Hölzer wie Deckenbalken, Deckenverkleidungen, Kunstwerke, Wandverkleidungen etc. mag es das Richtige sein, einen dünnen Leinölauftrag aufzubringen. Aber wenn es um Fußböden, Möbeloberflächen, Fenster, Arbeitsplatten, Tische, Regale etc. geht, reicht alleine Leinöl nicht mehr aus.

Für solche Behandlungen stehen traditionell Hartöle, Naturharzöle zur Verfügung. Sie bestehen nicht bloß aus Leinöl, sondern im Grundstoff aus einer Verkochung von Leinöl, Holzöl mit Naturharzen  – oft mit Kolophonium, dem Harz aus Kiefern. Diese Verkochung sorgt für strapazierfähige, stark aushärtende Oberflächen. Die Aushärtung geschieht durch Oxidation. Leinöl gehört zu den trocknenden – oder auch fette Öle genannten – pflanzlichen Ölen, die durch Autoxidation (ungesättigte Fettsäuren wie Linol- und Linolensäure des Leinöls absorbieren Sauerstoff aus der Luft) chemisch trocknen und einen elastischen, klebfreien und auf dem Untergrund haftenden Film bilden.

Damit diese Öl-Harz-Verkochung nicht einfach wieder zum Klumpen oxidiert und daraus ein streichbares Produkt wird, kommen Lösungsmittel dazu. Bei den Naturfarbenherstellern gibt es zwei Varianten der Lösungsmittel: Traditionell natürliche Lösungsmittel wie Balsamterpentinöl und Orangenterpene oder synthetische, isoaliphatische Lösungsmittel wie Isoparaffine und anverwandte Produkte. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile: natürliche Lösungsmittel enthalten allergische Terpene, sind aber Destillationsprodukte pflanzlichen Ursprungs und benötigen weniger Energie, um sie zu gewinnen und zu produzieren. Aromatenarme synthetische Lösungsmittel sind allergikerverträglich, geruchsneutral, sind aber trotz ihrer Reinheit Produkte aus Erdölderivaten und benötigen einen größeren Energieaufwand für ihre Produktion. Beide Varianten haben aber die gleiche Aufgabe und entfliehen nach Beginn der Oxidation, der Trocknung der gestrichenen Hartöle, da sie zu den leichtflüchtigen Stoffen gehören. Nach zwei, drei Tagen sind sie bei guter Lüftung aus den Räumen entflohen. ABER sie sind damit “verloren“ und nicht wiederzugewinnen, also nicht recycelbar. Jährlich gelangen in Deutschland ca. 700‘000 t Lösemittel in die Umwelt, wo deren Abbauprodukte die Bildung von Stickoxiden und  den fotochemischen Sommersmog beschleunigen und einige von ihnen die Ozonschicht schädigen.

Deshalb sind in den letzten Jahren viele lösemittelfreie Produkte auf den Markt gekommen. Das Thema lösemittelfrei wird aber marketingmäßig ziemlich ausgenutzt, obwohl lösemittelfrei auch gesundheitlich nicht immer die bessere Variante ist. Man muss genau differenzieren und schauen, mit welchen Stoffen die Lösemittel ersetzt werden. Und welche Lösungsmittel genau eingesetzt werden. Die Allergieproblematik wird missbraucht für das Marketing von angeblich “Allergiker geprüfte“ Produkte, die nie ein Prüfinstitut gesehen haben. Hinzu kommt die Verwirrung bei der Definition von Lösungsmitteln – die TRGS setzt nämlich einen anderen Siedepunkt an als die WHO, die sich nach der chemischen Definition richtet. Dazu mehr in einem späteren Blogbeitrag.

Die Marke LEINOS, deren breite Produktpalette alles abdeckt, was natürlich geölt, lackiert, lasiert oder gestrichen wird und die in unserem online-shop zu finden sind, setzt auf Isoparaffine als Lösungsmittel,  aus oben beschriebenen Gründen. Mit nur 4 Hartöl-Grundprodukten können normal und  stark strapazierte Oberflächen erzielt werden – auch und gerade für den Laien sind die Leinos-Öle sehr gut und recht einfach verarbeitbar.

Das Hartöl 240 dient für neue, ungestrichene oder gänzlich abgeschliffene Hölzer als Grundierung, die tief in die Holzporen eindringt und die Basis für den weiteren Aufbau mit dem Hartöl Spezial 245 oder dem Hartwachsöl 290 bildet. Aber es dient auch zur einmaligen Behandlung dort, wo keine hohe mechanische Beanspruchung und bloß ein Schutz gewünscht ist. Das Hartöl 240 gibt es auch farbig – damit können alle zu ölenden Flächen auch farbig gestaltet werden. 

Das Hartöl Spezial 245 ist in seiner Rezeptur komplexer und wird als Folge- und Endanstrich auf mit Hartöl 240 grundierten Hölzern verwendet. Nach Aushärtung ergeben sich sehr kratzfeste und wasserabweisende Oberflächen. Trotzdem bleiben diese Oberflächen wasserdampfdurchlässig, das Holz kann weiter atmen.

Mit dem Hartwachsöl 290 kann Grundierung und Endbehandlung in einem erfolgen und dies zusätzlich auch farbig. Damit lassen sich Holzoberflächen wie Fußböden, Treppen oder Möbel, aber auch Holzwerkstoffplatten oder Terracotta zu strapazierfähigen Oberflächen veredeln, selbst im gewerblichen Bereich ist dieses Öl sehr gut anwendbar. Das farblose Hartwachsöl 290 kann auch als Endbehandlung ein- oder ganz dünn ein zweites Mal auf mit Hartöl 240 vorgrundierte Oberflächen gestrichen werden.

Das vierte Öl im Bunde, das Arbeitsplattenöl 280, ist in seiner Doppelfunktion Imprägnierung und Pflege zugleich speziell für Küchenarbeitsplatten gemacht. Nach der Aushärtung bietet das fleckenbeständige Öl einen guten Schutz vor Kaffee-, Rotwein- oder Fruchtsaftflecken. Es wird bei neuem Holz zwei bis dreimal aufgetragen, für schon geölte Platten kann es regelmäßig nach Reinigung zur Auffrischung und Pflege eingesetzt werden. Auch wenn sich das Öl Arbeitsplattenöl nennt – es kann auch für Möbel oder Spielzeuge verwendet werden.

Tipp für Küchenarbeitsplatten:

Stabverleimte Küchenarbeitsplatten (beliebt ist Buche), wie sie standardmäßig in den Baumärkten zu beziehen sind, sollten auch auf der Unterseite wenigstens einmal geölt werden. Selbst solche Platten mit einer Stärke von 30-50 mm neigen langfristig zum Durchbiegen durch Feuchtigkeit. Biegen sich stabverleimte Platten durch, kann es zum Abreißen des Klebers kommen, mit dem die einzelnen Stäbe verleimt sind. Das Arbeitsplattenöl 280 von Leinos kann zwar solche kleinen Risse verfüllen – die Risse vergrößern sich aber weiter und verringern dadurch deutlich die Lebensdauer einer solchen Arbeitsplatte.

Die Essenz der Geschichte

Durch die molekulare Struktur von Leinöl wird mit Hartölen ein Anstrichaufbau von tief in den  Holzporen bis zur obersten Schicht gemacht – der dünne, mehrlagige Aufbau ist wichtig für eine dauerhafte, strapazierfähige und regenerierbare Oberfläche. Ein einmaliges, möglichst dickes Ölen, in der Meinung das würde ausreichen, ist kontraproduktiv, die Oberfläche klebt danach.

Leinos-Öle sind sowohl für Laien wie auch für Profis gut und recht einfach zu verarbeiten. Selbst wenn man keine Möglichkeit hat, eine Einscheibenmaschine zum Einpadden der Öle zu besorgen, können sie trotzdem verwendet und auch von Hand gut eingearbeitet werden. Ölüberstände werden dann einfach mit einem Baumwolllappen abgenommen, wenn sie nicht vorher mit Pinsel oder Roller verteilt werden können.

Wichtig ist vor dem Ölen, die technischen Merkblätter mit den Verarbeitungstipps durchzulesen. Sie sind abrufbar bei den jeweiligen Produkten auf https://baunativ-shop.de/search/?qs=leinos

Auf der Internetseite des Herstellers https://leinos.de/de/produkte/oele-und-wachse-fuer-den-innenbereich stehen auch sehr anschauliche Videos zur Verarbeitung zur Verfügung.

Und damit das mit dem “Nie-wieder-abschleifen“ auch klappt, gibt es für die Reinigung und Pflege die entsprechenden Produkte unter https://baunativ-shop.de/Reinigungs-und-Pflegemittel_s3

Selbst eine Wäsche mit Öl ist möglich, siehe dazu unter https://leinos.de/de/produkte/leinos-floorboy-verleihstation

Geölte Oberflächen bleiben mit der entsprechenden Pflege ein Holz-Leben lang erhalten, sind gesund, fühlen sich wohlig an und sind ästhetisch einfach schön.

Stephan De Bona // Baubiologe bei Baunativ // Autor unserer Blogbeiträge

unlawede Hanf

Hand auf’s Herz – wer hat nicht schon einmal Bekanntschaft mit dieser wunderbaren Pflanze gemacht, sei es in der Jugendzeit, in der man neugierig und unbeschwert die Freiheit genoss und im Kreise seiner Freunde der Joint herum gereicht wurde, sei es im Urlaub in Holland, wo man vermeintlich im Coffeeshop einen Kaffee trinken wollte und es dort nicht nach Kaffee roch, mit Hanfschnüren oder Hanfseilen, die bis heute immer noch zu den besten Stricken gehören oder sogar mit Hanf als Isolationsmaterial im Hausbau?

Mit einem leichten Schmunzeln assoziieren wir Hanf unweigerlich mit Cannabis, mit diesem Rauschmittel, der Droge oder dem Medikament, deren Wirkungsmittel Cannabinoide (THC, Tetrahydrocannabinol) und Cannabidiole (CBD) sind. In einem Großteil der Länder ist Cannabis verboten, so auch in Deutschland. Aber die Diskussionen über eine Legalisierung werden rege geführt, es ist demnächst mit einer politischen Entscheidung zu rechnen. Und wenn man erwischt wird, werden vielleicht schon mal beide Augen zugedrückt.

Dagegen erfreut sich der Anbau von Nutzhanf (oder Industriehanf) immer mehr bei Anbauern und Verarbeiter:Innen, da die Nachfrage groß ist und die wirtschaftliche Rentabilität viel verspricht. Außerdem ist er eine pflegeleichte Pflanze – es bedarf keiner Unkrautvernichtungsmittel, da die Pflanzen den Boden so gut abdecken, dass kein Unkraut zwischen den einzelnen Pflanzen wächst. Auch als Fruchtfolge zur Verbesserung des Bodens ist Hanf ideal.

Der maximale THC-Gehalt von Nutzhanf gesamteuropäisch ist 0,3%. Deutschland hat diesen Wert Mitte Februar 2023 übernommen und überwacht ihn durch  die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Auch der Anbau von Nutzhanf und die Erntefreigabe werden von selbiger Behörde genehmigt. Für den ständigen Anbau von Hanf stehen ca. 90 verschiedene Sorten zur Verfügung, es darf nur zertifiziertes Saatgut verwendet werden (gemeinsamer Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten).

Laut Europäischer Kommission (Stand Sept.23) ist die Hanfanbaufläche in der EU von 19‘970 ha im Jahr 2015 auf 34‘960 ha im Jahr 2019 gestiegen. Der Ertrag stieg im selben Zeitraum von 94‘120 Tonnen auf 152‘820 Tonnen. Der wichtigste Erzeuger in der EU ist Frankreich mit 70% Anteil an der Gesamt-EU-Erzeugung, gefolgt von den Niederlanden mit 10% und Österreich mit 4%.

In Deutschland beträgt die Anbaufläche für Nutzhanf ca. 6950 Hektar (Stand 2022), wobei Niedersachsen unter den einzelnen Bundesländern Spitzenreiter ist mit ca. 1940 ha.

Für die Europäische Kommission ist Hanf wichtig zur Erreichung der Ziele des europäischen Grünen Deals. Die 3 Säulen dieses Deals sind:

  • Bis 2050 keine Nettoemissionen von Treibhausgasen
  • Das Wirtschaftswachstum ist entkoppelt vom Ressourcenverbrauch
  • Kein Mensch und kein Ort bleibt zurück

Zur Finanzierung des “green deal“ wird ein Drittel der 1,8 Billionen Euro verwendet, die aus dem NextGenerationEU-Konjunkturprogramm und dem Siebenjahrehaushalt der EU stammen.

Dass sich die Europäische Kommission gerade Hanf für den “green deal“ ausgesucht hat, spricht auch für die 100% natürliche Ausrichtung unserer unlawede Hanf-Produkte:

  • Hanf bindet Kohlenstoff (1 ha ca. 9-15 Tonnen)
  • Hanf ist immer mehr regional verfügbar
  • Hanf wächst in kürzester Zeit nach (braucht 5-6 Monate von der Aussaat bis zur Ernte)
  • Hanf benötigt keine Pestizide, wie Herbizide, Fungizide oder Insektizide
  • Hanfpflanzen bilden eine natürliche Bodenbedeckung, reduzieren dadurch Wasserverlust und beugen der Bodenerosion vor.
  • Hanf kann als Fruchtfolge angebaut werden und dadurch Krankheitsketten unterbrechen
  • Hanf als fertiger Dämmstoff lässt sich selber einbauen (stopfen) und kann Feuchtigkeit sehr gut regulieren
  • Die Hanffaser lässt sich in verschiedene Bauprodukte verarbeiten: als Dämmung, in Mischprodukte mit Hanf-Kalk oder Hanf-Lehm, als Mauersteine, Bauplatten, Schüttungen, Vliese, als Faser in Verbundwerkstoffen usw.
  • Hanf ist durch seine hohe Festigkeit ein wichtiger Rohstoff für die Textilherstellung geworden und findet auch in der Papierindustrie sowie in der Autoindustrie Verwendung

Um einen dämmstofffähigen Stopfhanf zu gewinnen, wird der nach der Ernte getrocknete Hanfstroh in einer Faseraufschlussanlage rein mechanisch durch Brechen und Walzen in Fasern und Schäben getrennt. Schäben – das sind die durch Häckseln entstandenen kleinen holzähnlichen Teile des Pflanzenstängels, die nach Entstaubung und Reinigung für sich selbst wieder ein wertvoller Rohstoff bedeuten. Die Fasern werden mechanisch weiter aufgeschlossen, gereinigt , bis eine regelmäßige Hanffaser entsteht mit Anteilen von Kurz- und Langfasern.

Faserhanf, der sich für einen guten, homogenen Premium-Stopfhanf als Dämmung eignet, hat einen möglichst kleinen Schäbenanteil. unlawede Stopfhanf weist einen Schäbenanteil von unter 6% auf (im Durchschnittt 1-2 %), was eine saubere und staubarme Anwendung für praktisch alle Hohlräume ermöglicht.

Hanf wird je nach geographischer und klimatischer Lage nach dem Dreschen nicht sofort geerntet, sondern “geröstet“ (Feldröste). Dabei wird er auf dem Feld mehrere Wochen oder über den Winter liegen gelassen. Durch Taubildung entwickeln sich Mikroorganismen, die Bestandteile wie z.B. Pektine und Lignin aus den Stängeln lösen, was die spätere Zerfaserung und die Trennung von Fasern und hölzernen Anteilen erleichtert. Außerdem wirken die gelösten Stoffe für den Boden wie ein natürlicher Dünger.

Für Dämmaterialien müssen wie für alle Baustoffe bestimmte physikalische Parameter ausgewiesen werden – diese  interessieren Anwender:Innen, Planende, Bauausführende, Händler und den Gesetzgeber. Auch wenn Hanf gerade im Selbstbau beliebt ist und recht unbedenklich angewendet werden kann, gelten die Vorgaben auch für ihn. unlawede Stopfhanf wird mit einer Dichte von 50-70 kg eingebaut. Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit  λ beträgt dabei 0,045 W/(m.K), Brandklasse Euroklasse E, Wasserdampfdiffusionswiderstand µ = 1,2.

unlawede Stopfhanf ist ein hochwertiger, sehr homogener Faserhanf der Premiumqualität und kommt für verschiedene Anwendungen zum Einsatz: Als Zwischensparrendämmung im Schrägdach, als Dämmung in Zwischenwänden und Decken, als Dämmung hinter einer Vorsatzschale, als Innendämmung der Außenwand, als Fußbodendämmung, als Dämmung der obersten Geschossdecke, als Gefachedämmung, als Dämmung zwischen Fenstern / Türen und Leibung und selbst als Flachdachdämmung bei Beachtung der vorgeschriebenen bauphysikalischen Berechnungen.

Aber nicht nur die Hanffaser kommt als Dämmstoff zum Einsatz, sondern auch das Faser-Schäben-gemisch als Schüttung. Die unlawede Hanffaser Schüttung besteht aus kurzen Fasern und einem hohen Anteil an Schäben. Sie ist ideal für die Hohlraumdämmung in Fußböden oder Zwischendecken, trockenen Gewölbedecken oder als Dämmung auf der obersten Geschossdecke.

Die nach der mechanischen Zerfaserung entstandenen ganz feinen Fasern werden zu Kalfaterfasern verarbeitet. Die unlawede Kalfaterfaser wird aus geröstetem Hanfstroh gewonnen und ist eine besonders hochwertige Faser. Sie stammt von einem Bio-Betrieb und trägt das GOTS-Zertifikat (Global Organic Textile Standard). Der Begriff “kalfatern“ ist ursprünglich für den Schiffsbau benutzt worden – das Abdichten der Fugen des Schiffes. Die Kalfaterfaser kommt also überall dort zum Einsatz, wo die Stopfwolle zu grob ist, wie bei Fenster- und Türabdichtungen, im Blockbohlenbau, im Fachwerkbau oder wo kleine Spalten und Hohlräume gedämmt werden müssen.

Hanf wird also für die kohlenstofffreie Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Pflanze ist genial, sie kann komplett für verschiedene Nutzungen verwendet werden, es bleibt kein Abfall am Ende. Hanf ist eine globale Pflanze, sie wird auf allen 5 Kontinenten angebaut und verarbeitet. Dieser  “globale Geist“ tut uns in Deutschland gut,  zu sehr sind wir paradoxerweise gerade in der Faserhanf-Industrie mit apodiktischen und hegemonialen Ansprüchen konfrontiert, was überhaupt nicht notwendig und ein Konzept von gestern ist.

Direkt zu unseren Hanfprodukten

https://baunativ-shop.de/unlawede?ed=2

Stephan De Bona // Baubiologe bei Baunativ // Autor unserer Blogbeiträge

Pelangi und Französischer Ocker

Mit unseren Pelangi-Pigmenten folgen wir der Französischen Ocker-Tradition und beziehen viele Erdpigmente direkt aus dem Abbaugebiet in Frankreich. Aber wir müssen heute den Fokus ein bisschen weg von Roussillon richten, da dort schon lange Zeit kein Ocker mehr abgebaut wird.

Wer hat nicht schon vom berühmten Französischen Ocker gehört, von der weltweit bekannten gelb-roten Erde aus Südfrankreich? Sinnbild dafür ist Roussillon, eine kleine Gemeinde im Naturpark Luberon der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, die durch jahrhundertelangen Ockerabbau weltberühmt wurde. Der Ockerabbau reicht hier nachweislich bis in die Römerzeit, vielleicht aber auch noch weiter zurück. Bis Anfang 1930-er Jahre war Roussillon Zentrum des Ockerabbaus. Man zählte damals in den Ocker-Abbaugebieten Provence und Burgund noch 18 verschiedene Ocker-Gesellschaften mit nahezu 1000 Arbeitern und einer Jahresproduktion von ca. 40‘000 Tonnen Ocker.

Die weltweite Krise der 1930-er Jahre und der zweite Weltkrieg brachten den Großteil der Ockerproduktion in Frankreich zum Erliegen. In Roussillon sollte nie wieder Ocker abgebaut werden – es besteht heute nur noch eine Farbenfabrik als Museum.

Übrig geblieben ist 12 Km südwestlich von Roussillon, in Apt, eine Ocker-Fabrik, die sich mehr schlecht als recht bis in die 1970-er Jahre gerettet hat: Die “Société des Ocres de France“. Sie betreibt in Gargas (4 Km nordwestlich von Apt) die letzte aktive Ockergrube Frankreich‘s und ist heute das letzte eigenständige Unternehmen in Frankreich, das den sandigen Ocker abbaut und zu reinem gelbem oder rotem Ocker verarbeitet, wobei der gewaschene Ocker noch an der Sonne trocknet.

Die “Société des Ocres de France“ stand noch 1973 quasi vor dem Aus und leeren Bestellbüchern, sie produzierte praktisch nichts mehr und ihr Ruin drohte. Erst die Übernahme 1974 des Unternehmens durch den einheimischen Betreiber einer Maurerfirma Gilbert Guigou rettete das Unternehmen in die Zukunft. Mit dem Eintritt seiner beiden Söhne in das Unternehmen 1985 blühte das Unternehmen neu auf, Innovationen in farbige Putze verschafften neue Absatzmärkte. Auch die EnkelInnen von  Gilbert Guigou arbeiten heute mit Herzblut im  Familienunternehmen und machten es zu dem, was es heute ist: ein innovatives, regionales, ökologisch ausgerichtetes  Unternehmen mit Französischem Know-How, von Generation zu Generation weiterentwickelt, eine internationale Sehenswürdigkeit und ein industrielles Erbe.

Die “Société des Ocres de France“ liefert heute die hochwertigsten Ocker und andere Erdpigmente in alle Welt, das familiengeführte Unternehmen stellt mit seinen Erden mittlerweile auch natürliche Farben, Putze, Kalkprodukte, Künstlerfarben mit den notwendigen Rohstoffen dazu sowie Dekorationsartikel in südfranzösischem Flair.

Wer ein bisschen Französisch versteht, kann sich unter dem Link https://www.facebook.com/ocresdefrance/videos/608765562527432/ einen Kurzfilm über die Ockergewinnung in Apt anschauen. Wer kein Französisch versteht, schaut sich vielleicht einfach die schönen Bilder an.