Mörtel ist weit mehr als nur „das, was zwischen den Steinen hält“.
Er ist Bindemittel, Ausgleichsschicht, Schutz – und spielt eine entscheidende Rolle für die Stabilität, die Haltbarkeit und das Feuchtigkeitsverhalten von Bauwerken.
Doch Mörtel ist nicht gleich Mörtel: Abhängig vom Baualter, der Mauerwerksart und der Beanspruchung unterscheiden sich Zusammensetzung, Festigkeit und Funktion erheblich.
🔹 1. Was ist Mörtel überhaupt?
Mörtel besteht grundsätzlich aus drei Komponenten:
Bindemittel + Zuschlagstoff (z. B. Sand) + Wasser.
Je nach Bindemittel entstehen unterschiedliche Mörtelarten – vom weichen Luftkalkmörtel bis zum hochfesten Zementmörtel.
Wichtig: Der Mörtel muss immer auf den Untergrund und das Mauerwerk abgestimmt sein. Ein zu harter Mörtel kann das Mauerwerk beschädigen, weil er Bewegungen nicht mitträgt und Feuchtigkeit „einsperrt“.
🔸 2. Die wichtigsten Mörtelarten im Überblick
🏛 Luftkalkmörtel (MG I)
Bindemittel: Sumpfkalk oder Kalkhydrat
Eigenschaften:
- sehr diffusionsoffen
- weich und elastisch
- härtet durch Aufnahme von CO₂ aus der Luft (Karbonatisierung)
Anwendungsbereiche: - Fachwerk, Naturstein, Ziegelmauerwerk in historischen Gebäuden
- ideal bei Sanierungen, wenn Feuchteausgleich und Dampfdurchlässigkeit wichtig sind
💡 Vorteil: Perfekt für denkmalgeschützte Bauten – lässt das Mauerwerk „atmen“.
⚠️ Nachteil: Nicht frostbeständig – daher nicht für dauerfeuchte oder stark belastete Bereiche.
🧱 Hydraulischer Kalkmörtel (NHL-Mörtel / MG IIa)
Bindemittel: Natürlich hydraulischer Kalk (NHL) oder Kalk mit Trasszusatz
Eigenschaften:
- erhärtet sowohl an der Luft als auch unter Feuchtigkeit
- fester und wasserbeständiger als Luftkalk
- bleibt trotzdem diffusionsoffen
Anwendungsbereiche: - Außenmauerwerk, Sockelbereiche, Altbausanierung
- besonders bei wechselnder Feuchtebelastung
💡 Vorteil: Vereint die Elastizität von Kalk mit der Stabilität von Zement.
⚒ Trasskalkmörtel (MG II–III)
Bindemittel: Kalk + Trass (natürlicher Vulkanstein)
Eigenschaften:
- sehr gut haftend
- reduziert Ausblühungen
- hohe Sulfatbeständigkeit
- geringes Schwinden
Anwendungsbereiche: - feuchte- oder salzbelastetes Mauerwerk
- Restaurierung historischer Gebäude
- Mauer-, Putz- und Fugenmörtel bei Naturstein
💡 Vorteil: Langsame, spannungsarme Erhärtung – ideal für empfindliche Altbauten.
🧩 Typisches Einsatzgebiet: Sanierung von Kirchen, Brücken und Natursteinfassaden.
🌿 Lehm- und Lehmmörtel
Bindemittel: Tonmineralien (Lehm, Ton)
Eigenschaften:
- vollständig natürlich & wiederverwertbar
- wärmespeichernd
- feuchtigkeitsregulierend
Anwendungsbereiche: - Fachwerk, Innenputz, Ausfachung, ökologischer Neubau
💡 Vorteil: Ideal für gesundes Raumklima & Rückbau – keine chemis
🪨 Zementmörtel (MG III)
Bindemittel: Portlandzement
Eigenschaften:
- sehr fest und widerstandsfähig
- kaum feuchtigkeitsdurchlässig
- schnelle Erhärtung
Anwendungsbereiche: - Neubau, Keller, tragende Bereiche
- Sockel, Bodenplatten, stark beanspruchte Flächen
💡 Vorteil: Hohe Druckfestigkeit – ideal für moderne Bauwerke.
⚠️ Nachteil: Zu hart für historisches Mauerwerk – kann Spannungsrisse oder Feuchtestau verursachen.
🏗 Romanzement- und Zementkalkmörtel
Bindemittel: Mischung aus Zement und Kalk
Eigenschaften:
- hohe Festigkeit
- gute Verarbeitbarkeit
- ausgewogenes Feuchteverhalten
Anwendungsbereiche: - Innen- und Außenputze
- Ausbesserungsarbeiten
- tragendes Mauerwerk im Neubau
💡 Vorteil: Universell einsetzbar, gute Balance aus Härte und Elastizität.
🔸 3. Den richtigen Mörtel auswählen – das ist entscheidend
Bei der Auswahl des passenden Mörtels gilt:
👉 Das schwächste Glied darf nicht der Stein sein!
Das bedeutet: Der Mörtel sollte immer etwas weicher als das Mauerwerk sein, um Bewegungen auszugleichen und Feuchtigkeit regulieren zu können.
🔍 Grundregeln (die Bauvorhaben sind dennoch immer individuell zu prüfen):
- Altbau: Kalk- oder Trasskalkmörtel
- Naturstein: schwach hydraulische oder Trasskalkmörtel
- Neubau: Zement- oder Zementkalkmörtel
- Innenräume & Ökobau: Lehm- oder Kalkmörtel
⚙️ Fazit: Mörtel entscheidet über die Lebensdauer des Bauwerks
Ob Fachwerkhaus, Sandsteinfassade oder Neubau – der passende Mörtel sorgt für Stabilität, Feuchteausgleich und langfristige Haltbarkeit.
Gerade im ökologischen und historischen Bauen gilt: Weniger Härte – mehr Systemverständnis.