vom unbeachteten Nebenprodukt zum schwedischen Exportschlager

Svensk Rödfärg Produktbild

Der Siegeszug der Schlammfarbe

Von der Gartenlaube zu Zäunen, Blockhütten oder Hausfassaden; mit Holz sollte insbesondere im Außenbereich sorgfältig umgegangen werden. Es benötigt einen auf die Naturmaterialien abgestimmten, konkreten Schutz gegen Nässe, UV-Strahlung und andere Einwirkungen. Die Instandhaltung ihrer Holzhäuser haben dabei gerade die Skandinavier perfektioniert. Mit den längeren Sommerperioden und wärmeren, feuchten Frühjahrs- und Herbstmonaten sind deren Holzgebäude besonderen Strapazen ausgesetzt.

In Schweden wird die Schlammfarbe schon seit dem 16. Jahrhundert für den Außenanstrich eingesetzt. Der Schlamm, welcher eigentlich ein Nebenprodukt aus dem Abraum des Kupferbergbaus war, erwies sich schnell als Glücksgriff für die permanent dem Wetter ausgesetzten Holzbauten. Sie wurden wetterbeständig, die Farbe blieb auch trotz Verwitterung nach Jahren noch lichtecht und stabil,  und sie erinnerte an die damaligen Backsteinbauten wohlhabender Mitteleuropäer, was ihrer Popularität einen gewissen Aufschwung gab.

Heutzutage muss sich Schwedenrot nicht mehr hinter dem Prestige von Backstein- oder anderen Bauten verstecken. Die unverwechselbare, dunkelrote Schlammfarbe prägt das Bild Schwedens bereits so lange, dass es in das kollektive Bewusstsein übergegangen ist. Die ökologische Herstellung sowie erprobte Anwendung und der Nutzen für Holzhäuser macht das Schwedenrot zum perfekten Exportschlager. 

Was ist da eigentlich drin?

Unser Vadstena Svensk Rödfärg enthält keine unnötigen Gefahrenstoffe und kommt frei von Blei im Gegensatz zu anderen, gängigen Schlammfarben daher. Die Farbe besteht hauptsächlich aus Eisenoxid, welches auch den farbgebenden Bestandteil ausmacht. Alles in allem ist die Farbe umweltfreundlich, mit ökologischen Zutaten versehen und modernen Methoden hergestellt, um diese unverwechselbare rote Farbe zu erzeugen. 

Die Inhaltsliste enthält: Eisenoxydpigmente, Leinöl, Kupfersulfat, Eisenvitriol, Wasser, Weizenmehl, Kieselsäure, ein Fungizid aus der Lebensmittelindustrie (<0,4%) und Verdünnungsmittel (<0,4%). Die Herstellung erfolgt in einer modernen und umweltfreundlichen Anlage nach einem von Vadstena Färg AB selbst entwickelten Verfahren mit einem sogenannten Mischer aus Stahl. Dadurch wird eine möglichst homogene und gut dispergierte Mischung erreicht.

Und wie verwende ich die Farbe nun?

Schwedenrot an der Gartenlaube – der Baunativ-Selbsttest

Die Rotschlammfarbe Röd Slamfärg bildet eine matte Oberfläche und wird nur auf sägeraues Holz wie Fichte- und Kiefernhölzer aufgetragen. Lärchen- oder Douglasienhölzer sind auch möglich, benötigen aber früher einen Renovierungsanstrich. Auch hier gilt: Je höher die Qualität des Holzes, desto langlebiger der Anstrich! Da das Bindemittel mit zunehmender Alterung schwächer wird benötigt die Außenwand nach einiger Zeit ebenso einen Neuanstrich.

Arbeiten Sie dafür ohne Schaber. Die Oberfläche abzubürsten reicht bereits aus. Das mit dem Alter schwächer werdende Bindemittel spielt Ihnen dabei in die Hände. Allerdings ist zu beachten, dass der Oberfläche ihre Zeit zum Altern gegeben wird. Erst, wenn die Pigmente anfangen sich von der Fassade zu lösen sollte über einen neuen Anstrich nachgedacht werden. Nur so kann auch der Schutz vor Schimmel- und Algenwachstum bestehen bleiben. Folgen einer zu dicken Schicht sind die Verstopfung der Holzporen und unschönes Abplatzen der Farbe. Das Holz muss offenporig bleiben. Eingelassene Feuchtigkeit verdunstet mit Hilfe der atmungsaktiven Farbe wieder und lässt dem Naturmaterial Raum zum gesunden Leben. Je nach Farbe können Sie mit einem neuen Anstrich aller 6 Jahre rechnen. Der Verbrauch liegt bei etwa einem Liter je 3 m².

Aber wie genau?

10 Schritte zum perfekten Ergebnis

  1. Oberflächen
    Am besten für Außenbereich auf ungehobeltem, unbedingt sägerauem Holz geeignet. Das Holz ist entweder ungestrichen oder wurde bereits zuvor mit Schlammfarbe gestrichen. Mit anderer Farbe behandeltes Holz nicht mit Schlammfarbe überstreichen!
  2. Vorbehandlung
    Hochdruckreinigung/abkärchern oder vorsichtig mit grober Bürste abbürsten und mit weicher Bürste nachbehandeln. Allenfalls etwas Pflanzenseife ins Wasser mischen.
  3. Staub entfernen
    Wand mit Gartenschlauch abspritzen und Staub entfernen.
    Die Staubschicht würde sich zwischen Wand und Farbe setzen und der Verbindung entgegenwirken. Feuchtigkeitsgehalt des Holzes von 15-17% sollte nicht überschritten werden.
  4. Oberflächen schützen
    Andere Oberflächen mit Schutzpappe o.ä. abdecken.
  5. Zeitpunkt
    <+5° vermeiden, keine direkte Sonneneinstrahlung.
  6. Vegetation entfernen
  7. Fehlstellen bearbeiten
    Nagelköpfe, Zweige und harzreiche Stellen mit grobem Sandpapier vorbehandeln um ein „schleichen“ der Farbe zu vermeiden.
  8. Auftragen
    Farbe mit 10% Wasser verdünnen und mit Pinsel (bspw. Deckenpinsel) arbeiten.
  9. Wie genau?
    Unten mit einer dünnen Schicht beginnen, um Rissbildung zu vermeiden. Von Oben nach unten ausführen.
  10. Oberflächen weiterhin schützen
    Nach einer Stunde ist die Farbe oberflächentrocken (Referenz bei 20°), nach 24 Stunden bereit zum überstreichen. Oberflächenschutz noch einige Tage an Fenster, Türen und Hausfundamenten belassen, um Abfärbung bei bspw. starkem Regen zu vermeiden.

Wichtig zu Wissen

Ungeöffnet ist die Farbe zwei Jahre, geöffnet ein Jahr lagerfähig. Unbedingt frostfrei halten. Das Datum der Abfüllung finden Sie am Deckel.

Die Entsorgung erfolgt über den hiesigen Altstoffhof oder ein Schadstoffmobil. Niemals in den Ausguss oder Abfluss kippen!

Der Link zur Produktauswahl: Svensk

Pelangi und Französischer Ocker

Mit unseren Pelangi-Pigmenten folgen wir der Französischen Ocker-Tradition und beziehen viele Erdpigmente direkt aus dem Abbaugebiet in Frankreich. Aber wir müssen heute den Fokus ein bisschen weg von Roussillon richten, da dort schon lange Zeit kein Ocker mehr abgebaut wird.

Wer hat nicht schon vom berühmten Französischen Ocker gehört, von der weltweit bekannten gelb-roten Erde aus Südfrankreich? Sinnbild dafür ist Roussillon, eine kleine Gemeinde im Naturpark Luberon der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, die durch jahrhundertelangen Ockerabbau weltberühmt wurde. Der Ockerabbau reicht hier nachweislich bis in die Römerzeit, vielleicht aber auch noch weiter zurück. Bis Anfang 1930-er Jahre war Roussillon Zentrum des Ockerabbaus. Man zählte damals in den Ocker-Abbaugebieten Provence und Burgund noch 18 verschiedene Ocker-Gesellschaften mit nahezu 1000 Arbeitern und einer Jahresproduktion von ca. 40‘000 Tonnen Ocker.

Die weltweite Krise der 1930-er Jahre und der zweite Weltkrieg brachten den Großteil der Ockerproduktion in Frankreich zum Erliegen. In Roussillon sollte nie wieder Ocker abgebaut werden – es besteht heute nur noch eine Farbenfabrik als Museum.

Übrig geblieben ist 12 Km südwestlich von Roussillon, in Apt, eine Ocker-Fabrik, die sich mehr schlecht als recht bis in die 1970-er Jahre gerettet hat: Die “Société des Ocres de France“. Sie betreibt in Gargas (4 Km nordwestlich von Apt) die letzte aktive Ockergrube Frankreich‘s und ist heute das letzte eigenständige Unternehmen in Frankreich, das den sandigen Ocker abbaut und zu reinem gelbem oder rotem Ocker verarbeitet, wobei der gewaschene Ocker noch an der Sonne trocknet.

Die “Société des Ocres de France“ stand noch 1973 quasi vor dem Aus und leeren Bestellbüchern, sie produzierte praktisch nichts mehr und ihr Ruin drohte. Erst die Übernahme 1974 des Unternehmens durch den einheimischen Betreiber einer Maurerfirma Gilbert Guigou rettete das Unternehmen in die Zukunft. Mit dem Eintritt seiner beiden Söhne in das Unternehmen 1985 blühte das Unternehmen neu auf, Innovationen in farbige Putze verschafften neue Absatzmärkte. Auch die EnkelInnen von  Gilbert Guigou arbeiten heute mit Herzblut im  Familienunternehmen und machten es zu dem, was es heute ist: ein innovatives, regionales, ökologisch ausgerichtetes  Unternehmen mit Französischem Know-How, von Generation zu Generation weiterentwickelt, eine internationale Sehenswürdigkeit und ein industrielles Erbe.

Die “Société des Ocres de France“ liefert heute die hochwertigsten Ocker und andere Erdpigmente in alle Welt, das familiengeführte Unternehmen stellt mit seinen Erden mittlerweile auch natürliche Farben, Putze, Kalkprodukte, Künstlerfarben mit den notwendigen Rohstoffen dazu sowie Dekorationsartikel in südfranzösischem Flair.

Wer ein bisschen Französisch versteht, kann sich unter dem Link https://www.facebook.com/ocresdefrance/videos/608765562527432/ einen Kurzfilm über die Ockergewinnung in Apt anschauen. Wer kein Französisch versteht, schaut sich vielleicht einfach die schönen Bilder an.

Pigmente

“Ein Pigment ist ein anorganisches oder organisches buntes oder unbuntes Farbmittel, das in seinem Anwendungsmedium unlöslich ist“. So ungefähr lautet die Definition von Farbpigmenten  in verschiedenen Lexika. Farbmittel ist ein Sammel-, ein Oberbegriff für alle farbgebenden Substanzen.

Pigmente bestehen aus Feststoffen, Teilchen – in Farben, Ölen, Lacken, Bindemitteln, Putzen, Kunststoffen usw. lösen sie sich also nicht auf, sie verteilen sich bloß im entsprechenden Medium, werden von ihm ummantelt.  Pigmente werden überwiegend zum Malen und Anstreichen verwendet, während Farbstoffe löslich sind und zum Färben bestimmt sind (von Textilien z.B).

Mit Pigmenten meinen wir im Folgenden Farbpulver, wie sie direkt gewonnen oder hergestellt werden. Sie werden in Gruppen oder Kategorien  klassifiziert, wobei es hier verschiedene Möglichkeiten gibt. Wenn man von der Herstellung oder Gewinnung aus geht (also eher vom chemischen Aspekt),  kann man zwei Hauptgruppen unterscheiden: Die anorganischen (frei von Kohlenstoff) und die organischen (kohlenstoffhaltigen) Pigmente. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass alle anorganischen Pigmente untoxisch sind: Blei-, Kupfer-  oder Arsenpigmente können stark toxisch sein, gehören aber auch zu den anorganischen Pigmenten. Natürlich werden solche Pigmente nur in speziellen Fällen und von Fachleuten eingesetzt, sie sind im Handel nicht für jedermann verfügbar.

Die zwei Hauptgruppen kann man wiederum in je zwei Untergruppen aufteilen:

Die anorganischen Pigmente in             

– natürliche anorganische Pigmente: Sie werden gegraben, geschlämmt, getrocknet und gemahlen. Hierzu gehören z.B. die natürlichen Erdfarben (Ocker, Umbren, Kreide etc.).

Und in                                 

– synthetische anorganische Pigmente: sie werden aus anorganischen Grundstoffen durch anschließende chemische und/oder physikalische Umwandlung gewonnen (Aufschließen, Fällen, Glühen). Hierzu gehören z.B. Weißpigmente, versch. Eisenoxidpigmente, Ultramarin- und Spinellpigmente oder Chromoxidgrün.

Die organischen Pigmente in

– natürliche organische Pigmente: hierzu gehören Pflanzenpigmente oder Kasseler Braun

Und in

– synthetische organische Pigmente: hier existiert eine große Vielfalt, künstliche Pigmente, Azo- und Alkaliblau-Pigmente gehören z.B. zu dieser Gruppe. Auch die Farbtöne sind fast unbegrenzt herstellbar, leuchtende bis z.T. schrille Farbtöne, die die Natur nicht hergibt.

Eine andere Klassifizierung teilt die Pigmente nach ihrer optischen (koloristischen) Wirkung ein: in Buntpigmente • Weißpigmente • Schwarzpigmente • Glanzpigmente (Metalleffektpigmente, Perlglanzpigmente) • Aufdampfschichten • Lumineszenzpigmente (Fluoreszenz- und Phosphoreszenz-Pigmente).

Oder wieder eine andere Klassifizierung teilt die Pigmente nach ihrem Anwendungsbereich ein.

Pelangi-Pigmente sind (bis auf wenige) anorganisch. Alle Pigmente sind völlig ungiftig, gesundheitlich unbedenklich und für die Anwendung im ganzen heimischen und gewerblichen Malerbereich verwendbar. Alle anorganischen und organischen Pelangi-Pigmente sind nicht bioverfügbar, d.h sie sind nicht löslich in Wasser, in der Magensäure oder anderen Körperflüssigkeiten. Auch bei der späteren Entsorgung im Kompost lösen sie sich nicht auf. Metalle, Schwermetalle sind chemisch gebunden und ebenso nicht bioverfügbar, es geht keine Gefahr von diesen Metallen in Eisenoxid-, Chromgrün-, Zinkweiß- oder Spinell (Kobalt-)-Pigmenten aus. Pelangi hat keine bleihaltigen Pigmente (wie z.B. Bleiweiß oder Chromgelb) im Programm. Auch Kadmium-Pigmente fehlen im Sortiment, obwohl diese heute gesundheitlich auch unbedenklich sind.

Warum synthetische Pigmente?

Das Pelangi-Sortiment ist auf natürlich erscheinende, erdige Farbtöne abgestimmt. Das bedeutet aber nicht, dass alle Pigmente aus der Erde gegraben werden. Zum einen sind traditionsreiche, uralte Pigmente nicht mehr unbegrenzt verfügbar. So sind z.B. berühmte Grabungsstätten wie Roussillon, die Umgebung von Siena oder Verona, Pozzuoli, Pompej und einige auf Zypern längst geschlossen. Die Pigmente werden anderswo gegraben, gemischt oder synthetisch nachgebaut. Übrig geblieben sind aber noch die alten Namen. Ultramarinblau z.B. wird seit 1828 synthetisch hergestellt, da sein Original – der Halbedelstein Lapislazuli – unbezahlbar und das Pigment sehr kompliziert in der Gewinnung war. Oder rote Ocker sind meistens gebrannte gelbe Ocker oder aus Glühen von in der Natur vorkommenden Eisenerzen gewonnene Pigmente. Sind sie natürlich oder synthetisch? Die Grenze ist bei den anorganischen Pigmenten hier nicht immer eindeutig.

Zum anderen garantieren synthetische Pigmente eine immer gleichbleibende, reproduzierbare Qualität. Dies wurde durch die konstant steigenden Anforderungen der Industrie immer wichtiger. Und die immer verfeinerteren und moderneren Herstellungsmethoden produzieren Pigmente, die selbst höchsten künstlerischen und restauratorischen Anforderungen genügen, ja sogar die Qualität von natürlichen Pigmenten manchmal übertreffen. Natürliche Pigmente können in ihrer Qualität  schwanken und auch mal unberechenbar sein, je nachdem in welchen Schichten sie in einer Grube gegraben werden und wie sie mit entsprechendem Wissen und Können weiter verarbeitet werden. Und nicht zuletzt können synthetische Pigmente die Farbtonvielfalt sinnvoll ergänzen, ohne deren Natürlichkeit zu verlassen.