Baunativ kann auch mehrsprachig, und das sogar mit der nicht alltäglichen Muttersprache Albanisch. Diese spricht nämlich Lisa Kupi, die seit Anfang August 2018 bei uns die Ausbildung zur Kauffrau in E-Commerce absolviert. Als studierte Rechtswissenschafterin der Universität Tirana spricht sie auch fließend Englisch. Dies ist für junge Leute in kleineren Ländern wichtig, um beruflich vielfältigere Perspektiven zu haben und auch mal im Ausland arbeiten zu können. Für uns ist es eine Bereicherung nicht nur sprachlich, auch kulturell. Und da unser Handel über Landes- und Kontinentgrenzen hinweg geht, sind wir froh, auch sprachlich breit aufgestellt zu sein. Aber vom schönen Mittelmeer zu uns nach Nordsachsen wechseln, ist leichter gesagt als getan. Wie schon zuvor Florian haben wir auch Lisa über ihre Berufswahl interviewt und ihren Abschied in Albanien.
Wie alt bist du, wo kommst du her, was für eine Schulbildung hast du?
Ich bin 26 Jahre alt und komme aus der Stadt Vlorë in Albanien. Nach der Schule und dem Abitur habe ich an der Universität Tirana Rechtswissenschaften studiert und dort den Master gemacht.
Was hat dich zur Entscheidung bewogen, die Ausbildung zur E-Commerce-Kauffrau zu machen?
Immer mehr Menschen kaufen und bestellen online, das wird immer wichtiger auch für Baustoffe. Deshalb möchte ich in diesem Beruf mit Zukunft arbeiten.
Ist das ein Beruf mit Zukunft? Oder eher eine Grundbasis für weitere höher qualifizierte Ausbildungen? Hast du dich im Vorfeld der Ausbildung auch informiert über Aufstiegschancen oder weiterführende Qualifikationen?
Das ist definitiv ein Beruf mit Zukunft. Ich habe mir bisher noch keine Gedanken über weitere Qualifikationen gemacht. Mir gefällt der Beruf so wie er ist.
Hattest du bisher schon Berührung mit Baustoffen, Farben, Dämmstoffen etc., z.B. in deiner Heimat im Elternhaus, Bekanntenkreis (Umbau, Sanierung Neubau)?
Nein, weder in der Familie, Verwandtschaft noch bei Freunden habe ich mit diesen Materialien zu tun gehabt. In meinem Bekanntenkreis hat niemand ein Haus gebaut oder renoviert.
Sind naturnahe / ökologische Produkte rund um’s Haus wichtig, oder spielt es keine Rolle, was man verbaut?
Ökologische Produkte sind wichtig für das Haus, die Wohnung, den Arbeitsplatz, weil in herkömmlichen Baustoffen viele Chemikalien sind, die für uns Menschen ungesund sind.
Bestellst du auch manchmal etwas im Internet? Macht das Spaß?
Ja, und es macht Spaß.
Gehst du – wenn du etwas benötigst (außer Lebensmittel) – in ein Geschäft oder machst du alles online?
Ich mache alle Einkäufe online und gehe nur für Lebensmittel in ein Geschäft.
Wie haben (deine Familie, deine Freunde) auf die Entscheidung reagiert, nach Deutschland zu kommen und diese Ausbildung zu machen?
Für meine Familie war es ok. Es war meine Entscheidung und sie haben diese respektiert.
Wird die Ausbildung in deinem Umkreis eher als angesagt angesehen oder eher als “altbacken“?
In Albanien gibt es viele Call-Centers, es gibt keinen online-Handel für Baustoffe. Mein Bekanntenkreis kennt diesen Berufszweig nicht und kann ihn nicht einordnen.
Ist die Art und Weise, wie in der Berufsschule unterrichtet wird, zeitgemäß, motivierend oder müsste sich dort nach deiner Meinung etwas ändern?
Hier in Deutschland ist die Schule eher leicht und locker. Man kann hier während des Unterrichts mit dem Banknachbarn “quatschen“ und lachen, der Lehrer wird nicht immer ernst genommen und stellt nicht unbedingt eine Autorität dar. Das ist in Albanien anders. Die Schule dort ist sehr streng und man kann sich keine Späßchen erlauben, es wird auf den Lehrer gehört. Ich war auf einem sehr strengen College.
War der Wechsel von deinem vorherigen Berufsleben zum Berufsleben hier in Deutschland sehr einschneidend in deinem Leben?
Ja, das war ein großer Einschnitt. Die Sprache ist neu, der Beruf ist neu und es sind neue Leute in mein Umfeld gekommen. Es gibt zwei Seiten: In Albanien hatte ich meine Familie, meine Freunde, mein gewohntes Umfeld. Aber mein letzter Job in Tirana war sehr hart. Hier habe ich saubere Luft (in Tirana ist die Luftverschmutzung sehr hoch) und keinen Stress mit der Arbeit. Dazu sehr nette Arbeitskolleg*innen und ich lerne die Deutsche Mentalität kennen.
Vielen Dank Lisa für deine Antworten!